Tätliche Auseinandersetzung um reduzierte TV-Geräte wird es aller Voraussicht nach 2020 nicht geben … auch wenn der alljährliche Kampf am Black Friday ein eher nordamerikanisches Ritual darstellt, sind Preiskämpfe und Konkurrenz-Gebaren auch in anderen Ländern am Black Friday keine Seltenheit.

Black Friday Madness
Bildquelle: NBC

Normalerweise berichten die Nachrichten von Kunden, die Einkaufszentren stürmen oder für das nächste Schnäppchen fast über Leichen gehen, oder sie zeigen Bilder einer hysterischen Person, die in den Armen eines Verkäufers zusammenbricht, weil ihr Wunschobjekt bereits ausverkauft ist … Aber angesichts der aktuellen Pandemie wird es all das nicht geben.

Für den diesjährigen Black Friday müssen daher neue Einzelhandelstrends her. Die Top 20 unter den Trends stellen wir Ihnen heute vor.

Die Zahlen für 2019

Vergangenes Jahr haben Schnäppchenjäger am Black Friday 7,4 Milliarden US-Dollar online ausgegeben – 1,2 Milliarden mehr als im vorangegangenen Jahr. Und 61% aller digitalen Einzelhandels-Transaktionen wurden letztes Jahr über das Smartphone abgewickelt (ein Anstieg von 16% im Vergleich zu 2018).

Am Cyber Monday 2019 gaben Kunden 9,4 Milliarden US-Dollar online aus – ganze 20% mehr als 2018. Shopping über mobile Endgeräte machte dabei 3,1 Milliarden US-Dollar aus, ein Anstieg von 46% gegenüber dem Vorjahr.

Wenn wir uns auf diese Statistiken verlassen, gibt es Hoffnung für Einzelhandelsunternehmen mit einer guten Internetpräsenz. Tatsächlich kauften in den USA mehr Menschen über das Thanksgiving-Wochenende online ein (wahrscheinlich nach einem opulenten Truthahn-Festessen) als vor Ort in Geschäften.

Was gibt es Neues für 2020?    

Aufgrund des Coronavirus werden viele Unternehmen wahrscheinlich nur eine begrenzte Anzahl an Kunden gleichzeitig in ihre Läden lassen.

Um auf Nummer sicher zu gehen, werden einige Kunden, die sonst gerne bummeln gegangen wären, ihre Shopping-Tour vermutlich ins Internet verlegen.

Und dann gibt es natürlich die Herausforderung, eine wilde Meute an Shopping-begeisterten Kunden im Zaum zu halten. Wir möchten ja Abstand halten.

1. Auf ins Internet

online shopping black friday

In einem Google-Bericht vom Juni heißt es:

„Mehr als ein Drittel aller US-amerikanischer Kunden, die normalerweise am Black Friday einkaufen gehen, geben an, dieses Jahr keine stationären Läden besuchen zu wollen. Und sogar die Hälfte aller amerikanischer Verbraucher ist überzeugt davon, dass die Pandemie ihr vorweihnachtliches Kaufverhalten beeinflussen wird.“

Einer Studie zufolge werden 91% der Verbraucher in Großbritannien für den Black Friday keine Läden aufsuchen.

Für viele Einzelhändler kommt das nicht unerwartet, da sie seit Monaten sinkende Besucherzahlen in ihren Geschäften zu verzeichnen haben. Und Online-Käufe am Black Friday nehmen seit 2016 stetig zu.

Hören Sie also nicht hin, wenn die Medien verkünden, der Black Friday sei abgesagt worden – Die Pandemie verschiebt ihn einfach nur in den digitalen Raum.

2. Für einen Tag geschlossen

Inscription On A Door: Sorry We Are Closed. Major store closed on Thanksgiving.

Viele US-amerikanische Unternehmen wie Walmart, Target, Best Buy und Kohl’s (die normalerweise an Thanksgiving geöffnet haben) werden ihre Läden in den USA über Thanksgiving schließen, damit ihre Angestellten den Feiertag mit Familie und Freunden verbringen können.

„Wir sind uns bewusst, wie herausfordernd dieses Jahr war. Wir hoffen, unsere Angestellten werden Thanksgiving zu Hause im Kreise ihrer Liebsten verbringen.“

John Furner
Präsident und CEO, Walmart U.S.

Einige Analysten glauben, dass diese Thanksgiving-Schließungen auch künftig Bestand haben werden. Eine signifikante Veränderung zur Vergangenheit, in der Angestellte den Feiertag oftmals bei der Arbeit statt mit Freunden und Familie verbringen mussten.

„Mehr noch als früher gilt es dieses Jahr, dass Feiertage nicht nur besinnlich, sondern vor allem sicher sein müssen. Und Target tut weiterhin alles dafür, um den Menschen die Leichtigkeit, Freude und die Werte der Feiertage auch dieses Jahr erfolgreich zu vermitteln.“

Brian Cornell
CEO, Target

3. Ein früher Start

Einige Geschäfte werden bereits im Oktober mit ihrem Feiertags-Sale beginnen. Wenn genug Einzelhändler dabei mitziehen, müssen viele Marken ihre besten Angebote früher veröffentlichen.

„Seien wir mal ehrlich: Aus der Erfahrung wissen wir, dass Schnäppchen-Jagd und Feiertags-Shopping auch große Menschenmassen bedeuten, und das geht dieses Jahr einfach nicht. Deswegen werden wir unsere besten Feiertags-Angebote noch früher als sonst verfügbar machen, damit unsere Kunden sicher und bequem einkaufen können, ohne auf Angebote, die eigentlich erst später in der Saison erscheinen, verzichten zu müssen.“

Target

Dieses Konzept ist nicht unbedingt neu: In der Vergangenheit haben Walmart, Kohl’s und Target bereits vor dem eigentlichen Black Friday online Deals veröffentlicht. Oft waren diese Lockvogel-Angebote ausverkauft, bevor sie überhaupt in den Läden verfügbar waren.

„Wir rechnen mit voller Einkaufskraft nach Halloween. Wir haben uns eine Strategie überlegt, wie wir den digitalen Trend weiter fortführen können. Das wird diese Saison am Wichtigsten sein.“

Jeff Gennette
CEO, Macy's

4. Längere Sales

Da einige Einzelhändler ihre Black-Friday-Angebote bereits im Oktober veröffentlichen, werden wir vermutlich weitaus längere Sales-Perioden erleben.

Einigen Einzelhandelsunternehmen haben momentan mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen, und je mehr Rabatte sie anbieten – vor allem für Produkte, die sich während der Pandemie nicht gut verkauft haben – desto mehr Umsatz können sie generieren und Waren in Umlauf bringen.

5. Treffpunkt Parkplatz

parking lot sale during black friday

Damit Kunden sicher „im Laden“ einkaufen können, werden einige Läden wahrscheinlich ihre Verkaufsfläche auf Parkplätze und Bürgersteige verlegen. Das heißt aber nicht, dass ein Großteil der Läden geschlossen bleibt; vielmehr werden vermutlich andere Produkte auf dem Parkplatz verkauft, als in der jeweiligen Filiale (oder online).

6. Nur mit Anmeldung

Da viele Unternehmen nur eine bestimmte Anzahl an Kunden gleichzeitig in ihre Geschäfte lassen können, werden sich Kunden vielleicht für ein bestimmtes Zeitfenster vorab anmelden müssen, um Black-Friday-Deals ergattern zu können.

Das begrenzt nicht nur die Anzahl an Kunden im Stationären Handel, sondern bietet den Käufern auch ein besonderes Shopping-Erlebnis. Bestimmt werden einige Läden ihren treuesten Kunden exklusiven Zugang zu Deals ermöglichen, um ihnen auf Basis ihrer früheren Einkäufe ein individuelleres Shopping-Erlebnis bieten zu können.

7. Kontaktlose Abholung

Curbside Pick Up Shopping black friday

Kontaktloses Abholen wird für den diesjährigen Black Friday eine große Rolle spielen. Man muss den Laden – oder den Pop-up-Store auf dem Parkplatz – nicht einmal betreten. Kunden können ganz einfach online bestellen und ihre Waren abholen. Ein Verkäufer lädt die Bestellung direkt in ihr Auto.

„Kontaktlose Abholung ist unsere große Geheimwaffe. Das gab es in der letzten Feiertags-Saison noch nicht. Die Schnelligkeit und Sicherheit einer kontaktlosen Abholung wird unserer Meinung nach dieses Jahr eine große Rolle spielen, da viele Kunden stationäre Geschäfte lieber nicht betreten möchten.“

Jeff Gennette
CEO, Macy's

8. Angebots-Pakete

Beliebte Produkte (Smartphones, Spielekonsolen, Games etc.) werden vielleicht nicht im Sale, aber dafür im Paket mit einem Gutschein oder einem Accessoire angeboten, um den Verbraucher zum Kauf zu motivieren.

Der Einzelhändler spart dadurch Geld und kann im Falle von Gutscheinen sogar eine attraktive Anregung bieten, damit der Kunde wiederkommt und langfristig mehr Umsatz generiert. 

9. Traditionelle Geschenke

traditional gift holiday christmas

Während vergangenes Jahr Geschenke mit Erlebnisfaktor besonders beliebt waren, werden Präsente dieses Jahr aufgrund von Reise- und Veranstaltungsbeschränkungen wahrscheinlich wieder etwas traditioneller ausfallen. Da (Schrott-)Wichteln mit den Kollegen dieses Jahr ausfällt, weil viele nach wie vor im Homeoffice arbeiten, werden Geschenke wie Technik, Games und Spielzeuge wahrscheinlich zunehmen. 

10. Kaufbereitschaft

Obwohl die Kaufbereitschaft am Black Friday über die vergangenen Jahre stetig zugenommen hat, könnte die Pandemie diesem Aufwärtstrend einen Strich durch die Rechnung machen. Die gute Nachricht ist allerdings, dass die Verbraucher in der letzten Rezession noch heißer auf Schnäppchen waren. Und der Black Friday bietet nun mal die besten Voraussetzungen um Waren zu kaufen, die man sich sonst nicht leisten könnte.

11. Server-Überlastung

website down not working frustrated with computer

Am vergangenen Black Friday kam es bei vielen Einzelhändlern zu Server-Überlastungen, und frustrierte Kunden mussten auf andere Anbieter ausweichen. Sogar Facebook und Instagram waren von den Ausfällen am Black Friday betroffen.

12. Treue-Angebote

Da es erwiesenermaßen fünfmal einfacher ist, einen Kunden an eine Marke zu binden als einen neuen Kunden zu gewinnen, werden Treueprogramme und -angebote im Einzelhandel dieses Jahr eine große Rolle spielen. Angebote wie kostenloses Verpacken von Geschenken oder Express-Kassen wird es dieses Jahr möglicherweise nicht geben. Aber treuen Kunden können sich eventuell über Angebote wie exklusive Rabatte, Geschenke beim Einkauf und Gratis-Versand freuen.

13. Mobile Angebote

Jack In The Box Mobile Coupon Example

Da am vergangenen Black Friday 61% der digitalen Transaktionen über ein mobiles Endgerät durchgeführt wurden, könnte die Kundeninteraktion über SMS oder Push-Benachrichtigungen ein spannendes Tool für Einzelhändler darstellen. Es ist sinnvoll, dass Einzelhändler sich auf diese Weise mit ihren Kunden in Verbindung setzen und ihnen besondere Angebote machen oder sie über den bevorstehenden Black Friday Sale informieren. 

14. Blitzverkäufe

Nike hat kürzlich die Verbindung zu Großhändlern wie Zappos, Dillards, Belk und vielen anderen gekappt. Nike hat verstanden, dass die Marke am erfolgreichsten mit zeitlich limitierten Angeboten in ihrer eigenen App SNKRS ist. Hier werden Kunden täglich über neue Sneaker-Launches informiert, die nur in begrenzter Stückzahl verkauft werden.

Nike Snkrs App 5
Bildquelle: Nike

Wie bereits in unserem letzten Post zum Black Friday angesprochen, werden Blitzverkäufe dieses Jahr populärer sein, da Kunden so an eine Website gebunden und zu einem Impulskauf animiert werden.

Studien zeigen, dass Blitzverkäufe den Website-Traffic um 51% und Bewertungen um 236% steigern können! Blitzverkäufe sind nicht nur eine gute Möglichkeit um Verkäufe und Umsätze in die Höhe zu treiben, sondern auch um Kunden am Black Friday in Ihren Online-Store zu locken.

15. Günstige Paketpreise 

Um Produkte zu verkaufen und ihren durchschnittlichen Bestellwert in die Höhe zu treiben, werden Einzelhändler gebündelte Produktrabatte anbieten, beispielsweise 20% Rabatt beim Kauf von zwei oder mehr Produkten. Das könnte vor allem für Bekleidung interessant sein, denn dieser Sektor wurde besonders hart von der Pandemie getroffen.

16. Geschenke-Guides

Macys Gift Guide website
Bildquelle: Macy’s

Kleinere Budgets und veränderte Interessen machen das Kaufen von Geschenken dieses Jahr noch schwieriger. Kunden möchten verständlicherweise attraktive Produkte zum Verschenken finden, aber viele von ihnen benötigen dabei Unterstützung in Form von Geschenke-Guides.

Neue Kunden können mithilfe der Parameter und Angebote eines Geschenke-Guides (Preis, Stil, Interesse etc.) vielleicht sogar das perfekte Geschenk finden.

17. Rückgewinnungs-Angebote

Erwarten Sie mehr als nur eine E-Mail für Ihren verlassenen Einkaufswagen. Einzelhändler mit einer kanalübergreifenden Strategie werden sich gezielt auf abgebrochene Warenkörbe konzentrieren, um Kunden zurückzugewinnen und so die Umsätze zu steigern.

Wenn ein Kunde also ein Produkt am Black Friday in den Warenkorb gelegt, aber nicht gekauft hat, kann er am nächsten Tag über seinen bevorzugten Kommunikationskanal angesprochen werden, um den Kauf abzuschließen.

18. Exklusive Deals

Manche Einzelhändler werden eventuell exklusive Deals für besondere Produkte anbieten, da die Lieferkette mit China und anderen Ländern monatelang eingeschränkt war und Logistikunternehmer eventuell ihre Preise aufgrund der hohen Nachfrage über die Feiertage anheben werden.

19. Sneak Peaks

Sneak Peaks sind zwar nicht neu und wurden in der Vergangenheit schon viel genutzt, aber ein frühzeitiger Blick auf bevorstehende Angebote kann Kunden davon abhalten, bei der Konkurrenz einzukaufen. Außerdem können echte Schnäppchenjäger ihren Kauf bei einem bestimmten Laden so besser vorbereiten und müssen auf der Suche nach dem besten Angebot nicht verschiedene Geschäfte oder Online-Stores besuchen. 

20. Kostenloser Versand

Front Door Package Free Shipping Concept

Versand ist DAS Thema dieses Jahr. Viele Einzelhändler bieten ihren Kunden ab einem bestimmten Warenwert einen kostenlosen Versand an und teilweise gibt es einzelne Tage, an denen der Versand gratis ist. Dadurch können Verbraucher viel Geld sparen und Einzelhändler die Waren loswerden, die sie sonst aufgrund der Versandgebühren nicht verkauft hätten. Manche Händler werden den kostenlosen Versand vielleicht sogar auf bestimmte Produkte am Tag beschränken.

Fazit

Marketer müssen sich darauf einstellen, dass der Black Friday 2020 anders ablaufen wird, als in den Jahren zuvor. 

Schließlich müssen aktuell einige Faktoren beachtet werden: 

  • Es ist in vielen Geschäften nur eine limitierte Kundenanzahl zugelassen
  • Der E-Commerce wird dieses Jahr noch weiter an Bedeutung gewinnen
  • Websites müssen darauf vorbereitet sein, dem erhöhten Kundenaufkommen standzuhalten
  • Website-UIs müssen intuitiv sein, sonst könnten Kunden zur Konkurrenz abwandern

Einzelhändler benötigen eine kanalübergreifende Strategie und müssen sich auf Daten stützen, um bestehende Kunden zu identifizieren und sie über Black-Friday- und Cyber-Monday-Deals zu informieren.

Die Pandemie hat viele Einzelhändler dazu gezwungen, ihre Online-Präsenz auszubauen und sich verstärkt auf Online-Käufe vorzubereiten. Diese Unternehmen MÜSSEN ihre Webseiten vorab testen, damit es nicht zu Server-Überlastungen kommt und wertvolle Käufe verloren gehen.

„Alle versuchen herauszufinden, wie es dieses Jahr ablaufen wird. Ironischerweise werden Geschäfte ohne physischen Kundenansturm dieses Jahr die Gewinner sein, und die Kunst ist es, die Begeisterung, den Traffic und den Umsatz auch ohne die eigentlichen Menschenmengen und das Gedränge zu reproduzieren.“

Nate Shenck
Managing Director Einzelhandel in Nordamerika, Boston Consulting Group (BCG)

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